Heute gibt es innerhalb des Oberbergischen Kreises die Amtsgerichte Gummersbach, Waldbröl und Wipperfürth. Von diesen drei Gerichten ist Gummersbach das größte und in der Kreisstadt Gummersbach belegen. Gummersbach beherbergt aber nicht erst seit 1879 ein Gericht. Zuvor befand sich die für das Gebiet nördlich der Agger zuständige Gerichtsbarkeit abwechselnd in Lützinghausen (heute Außenort von Gummersbach), Gummersbach und Bergneustadt. Seit 1638 (Beginn der Herrschaft der Grafen von Schwarzenberg in Gimborn) ist Gummersbach jedenfalls ununterbrochen Gerichtsstadt.
In früheren Jahrhunderten übten die Landesherren zugleich auch die Richtergewalt aus und hatten zu dem Zweck Vogteigerichte eingesetzt. Exekutive und Judikative lagen in einer Hand – heute ein für uns schwer vorstellbarer Zustand. Ein solches Vogteigericht gab es in Gummersbach bis Ende 1811. Im damals französisch besetzten Gebiet wurde auf Grund der französischen Gesetzgebung (Code Napoleon) mit Wirkung ab 17. Dezember 1811 die bisherige Vogteigerichtsbarkeit durch das Friedensgericht abgelöst. Der letzte Gummersbacher Vogt Christian Friedrich Carl Pollmann wurde zugleich erster Friedensrichter. Wesentlich war insoweit, dass sich mit der Einführung der Friedensgerichte Grundprinzipien der Französischen Revolution unmittelbar auf das bis dahin gültige Gerichtswesen im Königreich Westfalen und andere Rheinbundstaaten auswirkten: Trennung von Justiz und Verwaltung, also von Judikative und Exekutive.
Der nächste Umzug fand Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts statt, und zwar in den Neubau in der Moltkestraße 6, wo sich bis heute das Hauptgebäude des Amtsgerichts befindet. Das neu errichtete Gericht wurde um einen Gefängnis-Quertrakt in der Feldstraße ergänzt, so dass der Amtsgerichtsdirektor in Gummersbach ab 1955 in Personalunion zugleich Gefängnisdirektor war; ein Rechtspfleger bzw. Beamter des gehobenen Dienstes des Amtsgerichts war gleichsam zugleich Gefängnisinspektor. In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre bauten Gummersbacher Kaufleute unmittelbar gegenüber dem Amtsgericht in der Moltkestraße 9 einen für die damalige Zeit modernen Gebäudekomplex mit integriertem Parkhaus, das sog. „PuK-Haus“ (Parken und Kaufen). In Teile des Gebäudes zogen mietweise Amtsgericht und Kriminalpolizei ein. Nachdem die Polizei einige Jahre später vollständig in eigenen Neubauten untergebracht werden konnte, übernahm die Justizverwaltung die freigewordenen Räumlichkeiten zusätzlich für Zwecke des Amtsgerichts, da die Raumsituation in der Moltkestraße 6 inzwischen immer beengter geworden war. Untergebracht wurden in der Nebenstelle zunächst die Zivilgerichtsbarkeit einschließlich Sitzungssäle, das Nachlass- und Vormundschaftsgericht. Auch die Verwaltungsabteilung mit Behörden- und Geschäftsleitung zog seinerzeit in die Anmietung um und befindet sich noch heute dort.
In den neunziger Jahren waren Pläne für einen Gerichtsneubau im Ortsteil Berstig (Nähe des heutigen Kreiskrankenhauses Gummersbach) so weit vorangeschritten, dass das Land bereits ein entsprechendes Grundstück erworben hatte. Diese Pläne wurden aber zugunsten des Umbaus des gesamten Gefängnistraktes zu Büroräumen des Amtsgerichts aufgegeben, denn der Gefängnisbetrieb war in Gummersbach bereits 1975 eingestellt worden. Gleichzeitig entschied sich die Justizverwaltung in Zusammenarbeit mit dem damals zuständigen Staatshochbauamt Köln, auch den sog.Altbau in der Moltkestraße 6 vollständig zu renovieren und zum Teil funktionell umzugestalten. Im Zuge dieser sehr umfangreichen Baumaßnahmen konnte der ehemalige Gefängnistrakt bereits 1996 fertiggestellt und vom Grundbuchamt belegt werden. Aus der ehemaligen Gefängnisküche wurde ein Kantinenraum mit Küchenzeile für die Selbstversorgung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtsgerichts eingerichtet. Im Rahmen der sich anschließenden weiteren Baumaßnahmen wurden die bisher in den Anmietung PuK-Haus belegenen Sitzungssäle in das Haupthaus verlegt, in dem sich bis heute in zentraler Lage sämtliche Sitzungssäle des Amtsgerichts befinden. Einer der kleineren Sitzungssäle ist seit vielen Jahren justizintern an das Arbeitsgericht Siegburg zur Verfügung gestellt, das dort regelmäßig an vier Tagen in der Woche seinen Gerichtstag Gummersbach abhält.
Die Tage des Gerichts am Standort Moltkestraße sind indes gezählt. Am 8. Juni 2017 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Gerichtsgebäude in der Steinmüllerallee 1a. Der Umzug an den neuen Standort auf dem Steinmüllergelände ist Ende Februar 2019 erfolgt.